Luftdruck in Reifen

Landläufig herrscht die Meinung, möglichst viel Druck im Reifen macht ihn schneller.

Reifen werden gnadenlos totgepumpt, für das Gefühl das Sportgerät werde dadurch schneller.

Fachleute entwickeln Reifen

Grundsätzlich entwerfen, entwickeln und konstruieren Fachleute, Ingenieure und Reifenspezialisten neue Reifen. Ihre Motivation ist den besseren Reifen auf dem Markt zu wissen als die Konkurrenz.
Bei Strassenrenn-Reifen, welche im Rennsport brillieren sollen, ist das oberste Ziel logischerweise den schnellsten Reifen zu kreieren.

Bei Mountainbike verschiebt sich die Priorität etwas mehr in Richtung hoher Grip, besonders in Kurvenfahrt auch auf weichen, unbefestigten Untergründen.

Hohe Kilometerleistung und zuverlässiger Pannenschutz, bei niedrigem Rollwiederstand und grosser Tragfähigkeit sind die Ziele beim Tourenrad.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse lassen sich nicht nur durch unterschiedliche Profile erreichen, genauso spielen Gummimischungen, Dicke der Lauffläche, Aufbau der Seitengewebe, Anordnung der verschiedenen Schichten und die Plazierung und Dimensionierung der Pannenschutzeinlagen wichtige Rollen.

Der Luftdruck macht den Reifen zu einer stabilen Konstruktion

Nur mit ideal justiertem Luftdruck, kann der Reifen seine volle Leistung entfalten.

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Je schmaler der Reifen, desto höher der Luftdruck

Vergleicht man das mit Autoreifen (irgendwo bei 2.2 Bar) oder mit den gigantischen Reifen von Radladern in der Kiesgrube (ca 0.7 Bar) wird die physikalische Komponente dieser Feststellung anschaulich.

Je schmaler der Reifen, desto mehr Druck braucht er. Ein Fahrradreifen ist im Vergleich zum Autoreifen viel schmaler – braucht also entsprechend höheren Druck. Warum ist das so? Druck ist physikalisch gesehen, Kraft pro Fläche. Beim Reifendruck geht es insbesondere um die Gewichtskraft. Gehen wir davon aus, dass der Reifen mit einer Gewichtskraft von 100 kg belastet wird. Dann verteilt sich diese Kraft bei einem schmalen Reifen auf eine kleinere Fläche. Es wird also einen höheren Reifendruck benötigt, um diese Kraft „aufzufangen“, den Reifen also nicht plattzudrücken.

Im Kontext, den idealen Reifen für unser Handbike zu finden, müssen wir nicht so weit gehen, und Auto- oder gar Radlader-Reifen zum Vergleich heranziehen. Es genügt völlig die einzelnen Fahrradreifen zu vergleichen, so verteilt sich die Gewichtskraft bei einem 50 mm breiten Reifen schon mindestens auf die doppelte Fläche, verglichen mit einem 25 mm Reifen.
Also benötigt der 50 mm breite Reifen nur noch die Hälfte an Luftdruck.

Unterschied zwischen 2-Rad-Fahrrad und 3-Rad-Handbike

An dieser Stelle trägt der Unterschied zwischen Fahrrad und Handbike erneut. Das Gesamtgewicht von Fahrer und Fahrrad verteilt sich beim Fahrrad auf zwei und beim Handbike auf drei Räder. Die Gewichtskraft wird also auf drei Flächen verteilt.
Der Radfahrer mit 100 Kilogramm Kampfgewicht mit seinem 15 Kilogramm Durchschnitts Zweirad drückt pro Reifen mit einer Gewichtskraft von ca. 57.5 Kilogramm. Sein handbikender Kollege mit ebenfalls 100 Kilogramm Körpergewicht bringt es pro Reifen nur gerade auf 42 Kilogramm wenn wir davon ausgehen, dass sein Handbike wohl 20 Kilogramm wiegt.
Das ergibt eine 27% kleinere Gewichtskraft.

So kann man auf der Tabelle mit den empfohlenen Luftdrücken ohne Probleme beim nächst kleineren Körpergewicht schauen. Der beschriebene 100 Kilogramm Mann schaut bei 85 kg Körpergewicht und der 80 kg Handbiker orientiert sich an der 60 kg Spalte.
Leichtere Fahrer orientieren sich an den Minimaldrücken welche für den jeweiligen Reifen empfohlen werden.

Luftdrücke an Handbikes

Der Handbiker belastet seine Reifen fast 1/3 weniger stark als sein Zweirad fahrender Kollege.

Handbike Reifen funktionieren mit 27% weniger Luftdruck hervorragend.