Scheibenbremsen hydraulisch und mechanisch
Immer mehr Handbikes verzögern zuverlässig mit mechanischen oder hydraulischen Scheibenbremsen. Doch bei Scheibenbremsen und deren Ausführungen klaffen die Leistungen auseinander, oder die Ziele sind nicht dieselben.
Bei Scheibenbremsen spielt das Hebelarmgesetzt. Je grösser die Scheibe im Durchmesser, desto besser die Bremsleistung.
Dagegen wirkt der Hebel des Radius des Rades, je grösser das Rad desto mehr Bremsleistung ist nötig.
Handbike sind schwerer und konstruktionsbedingt ist es unmöglich, dass sich ein Handbike bei zu heftigem Bremseinsatz nach vorne überschlägt. So sind die Kräfte die auf ein Bremssystem wirken ungleich grösser als bei einem Fahrrad.
Quelle: https://www.mtb-news.de
Zwei Bremskörper auf einer Scheibe
Je ein mechanischer und ein hydraulischer Bremskörper auf eine Scheibe wirkend
Quelle: https://www.schmicking.com
Manchmal wirken zwei Bremsen auf dieselbe 150mm Scheibe. Eine schöne, elegante und aufgeräumte Lösung. Wie schon bei der V-Brake beschrieben, reicht auch das für den durchschnittlichen Einsatz eines Handbikes völlig aus.
Für die Gruppe der Touren-Handbiker, Passfahrer, Crosscountry-Geniesser, E-Handbiker, Mountain-Handbiker, Downhill-Freaks und Handbiker mit überdurchschnittlichem Kampfgewicht ist das nicht ausreichend. Bei längeren Abfahrten wird die Bremsscheibe derart heiss, dass sie wie ein nasser Lappen zu schlabbern beginnt und droht zu zerspringen. Auf dieser überhitzten Scheibe soll nun die Zweitbremse wirken. Diesen Effekt will niemand erleben.
Frage
Das Reglement für den Rennsport verlangt zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsen. Sind zwei Bremsen die auf ein und dieselbe Scheibe wirken unabhängig?
Zwei unabhängige Bremsen
Für alle die diesen Abschnitt jetzt lasen und sich fragen welche Schlüsse sie aus diesen Fakt’s ziehen sollen, lege ich folgende Lösungen nahe:
Das Handbike soll im Minimum über zwei komplett unterschiedliche Bremssysteme verfügen. Zum Beispiel eine Scheibenbremse mit genügend grosser Scheibe (z.B. 180 oder 200 mm), kombiniert mit einer V-Bremse welche auf die Felge wirkt.
So verbauen zum Beispiel Praschberger und Schmicking mit Vorliebe Scheibenbremsen mit 200mm Durchmesser kombiniert mit einer V-Brake auf die Felge. Das ist sehr vernünftig. Die Grenzen dieses Systems werden erst erreicht, wenn der Reifen, z.B. bei steilen Abfahrten auf losem Untergrund zu rutschen beginnt. Mit einem guten Reifen ist das allerdings gejammert auf höchstem Niveau.
Magura Scheibenbremse auf NJ1
Quelle: https://www.proactiv-gmbh.de
Shimano Deore V-Brake (Felgenbremse)
Quelle: https://www.proactiv-gmbh.de
Scheibenbremsen auf allen Rädern
Shimano ZEE mit 200 mm Scheibe
Quelle: Handbike-Andi Privatarchiv
Hinterradbremse Tektro Auriga Twin
Quelle: www.schmicking-uk.co.uk/
Magura Big an einem ProActiv NJ1 Handbike
Quelle: Handbike-Andi Privatarchiv
Die Top-Lösung besteht aus drei hydraulischen Scheibenbremsen zum Beispiel vorne eine Vierkolben-Bremse Shimano ZEE oder Magura MT5 auf 200 mm Scheiben und hinten Tektro Auriga Twin 160 mm (ein Bremshebel wirkt auf zwei Bremsen, Feststellbremse inklusive). So verteilt sich die Bremskraft auf drei Scheibenbremsen.
Interessant in diesem Zusammenhang liest sich die Tatsache, dass die Handbike-Hersteller aus gebirgigen Gegenden (Sport-On aus den polnischen Karpaten, Praschberger aus dem Tirol und Reactive mitten aus dem Gebirge von Colorado) immer schon nach guten Bremssystemen gesucht und als erste Scheibenbremsen an jedem Rad anboten. Die wissen um die Thematik.
Günstiger im Preis, trotzdem mit guten Werten kommt eine Variante daher mit hydraulischer Vorderbremse z.B. Tektro Auriga Comp auf 200 mm Scheibe (damit hat man auch gleich die Feststellbremse) und hinten mechanische Avid BB7 auf 160 mm Scheibe auf jedes Rad.
Als hydraulische Variante für das Bremsen beider Hinterräder ist die Magura BIG zu erwähnen. Dabei handelt es sich um eine Industriebremse, sie gewinnt dadurch keinen Preis für Leichbau oder Design aber funktionieren tut sie sensationell.
Wireless Scheibenbremsen
Welcher Handbiker, welche Handbikerin kennt nicht den Ärger mit den im Gesichtsfeld herumschlingernden Kabeln? Dauernd verklemmt sich ein Kabel, knickt ab oder scheuert sich in kürzester Zeit durch. Zudem schlagen die Kabel aufs Handgelenk.
Aus Norwegen kommt die Lösung. Smartbrake eine kabellose Bremse.
Am Handgriff wird wie üblich ein Bremshebel montiert, dieser beinhaltet gleichzeitig ein Sendemodul.
Die Bremseinheit „Brake Unit“ wird in der Nähe der Bremsen, z.B. auf der Hinterradachse befestigt. Das Brake Unit empfäng gleichzeitig das Signal vom Bremsgriff und baut den nötigen Druck auf um die Bremsen zu schliessen.
Dieses System dient auch als Parkbremse und Diebstahlschutz. Es können bis zu drei Bremsen mit einem Hebel bedient werden.
Selbstverständlich empfielt es sich, immer eine mechanische Bremse in Reserve zu haben.